Weitere Innovationen für eine grüne Stahlindustrie Kohlenstofffreie Stahlerzeugung könnte durch Wasserstoff gewährleistet werden
Darüber, dass Stahl einer der umweltfreundlichsten Stoffe ist, haben wir schon öfter geschrieben. Genauso wie ständig weitere Innovationen erscheinen, die das Ziel haben, die gesamte Stahlindustrie so weit wie möglich „grün“ zu machen. Diese ist übrigens nach Einschätzungen von Experten zu 7 bis 9 Prozent an der globalen Emission von Kohlenstoff beteiligt. Deshalb ist es kein Wunder, dass Technologien für eine nachhaltigere Produktion zu den Prioritäten vieler Stahlunternehmen gehören. Und einige von ihnen unternehmen schon konkrete Schritte und entwickeln bahnbrechende Technologien. Zum Beispiel hat der japanischer Hersteller Kobe Steel unlängst eine neue Technologie entwickelt, dank deren bei der Stahlherstellung weniger Kohlenstoff gebraucht wird. Durch die Zuführung von brikettiertem Eisen bei Erhitzung (d.h. von Eisenerz, dem Sauerstoff entzogen wurde) in einen Hochofen als Brennstoff gelang es dem Unternehmen bei Einhaltung des genauen Verhältnisses, den Prozess der CO2-Reduzierung zu vervollkommnen und gleichzeitig den Verbrauch des Kohlenstoffes zu senken. Laut Kobe Steel senkt diese Innovation die Emission von CO2 bei der Stahlerzeugung um ca. 20 Prozent. Das Tochterunternehmen Kobe Steel Midrex Technologies arbeitet zur Abwechslung an einem Hochofentyp, der den Wasserstoff für die gesamte kohlenstofflose Herstellung ausnutzen könnte. Gerade der Wasserstoff ist dabei eine der großen Hoffnungen auf eine emissionsfreie Stahlerzeugung. In den traditionellen Hochöfen wird Eisenerz mit Hilfe von Kohlenstoff der Sauerstoff entzogen, wodurch Stahl und Kohlendioxid entstehen. Wenn statt Kohlenstoff Wasserstoff gebraucht werden würde, wäre anstelle von CO2 das Nebenprodukt H2O, also gewöhnliches Wasser. Diesen Produktionstraum in Wirklichkeit zu verwandeln bemühen sich nun das Innovationsinstitut EIT InnoEnergy, die Investitionsgesellschaft Vargas Holding und die schwedische Firma Scania. Diese Partner bauen momentan eine vollwertige Fabrik zur Stahlerzeugung mit Hilfe von Wasserstoff, die H2 Green Steel genannt wird. Bis zum Jahr 2024 sollte diese Fabrik jährlich 5 Millionen Tonnen Stahl produzieren, wodurch sie zur größten Weltherstellungsstätte von völlig „grünem“ Stahl werden würde. Die Befürchtungen, dass eine ökologischere Stahlerzeugung die Endprodukte aus diesem Stoff verteuert, sind dabei nach Aussagen der Partner nicht am Platz. Bei einer Umrechnung würde eine nachhaltige Stahlerzeugung den Preis eines PKWs nur geringfügig um 36 Dollar erhöhen. Das größte Hindernis für den kommerziellen Gebrauch von Wasserstoff in der Stahlindustrie bleibt jedoch die hohe Energieintensität. Damit der Herstellungsprozess emissionsfrei bleiben kann, muss der Energieverbrauch außerdem aus erneuerbaren Quellen stammen. Die Experten nehmen an, dass für den Betrieb der drei geplanten „grünen“ schwedischen Fabriken etwas die Hälfte der gegenwärtigen Stromerzeugung Schwedens notwendig sein wird.